Trägheit

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Hohe Luft
Ausgabe 3 / 2021
Text: Rebekka Reinhard

"Was die sieben Todsünden mit Wachstum zu tun haben."
Seite 42

Trägheit:

[...] Der Philosoph Slavoj Zizek nennt sie "die Sünder der Nullstufe2: Die die schlichte (anti-)kapitalistische Faulheit, sondern eine in Verzweiflung bestehende "Krankheit zum Tod". Gemeint ist die Resignation angesichts des Sinndefizits der Moderne, die der Träge mit Nichtstun beantwortet.

Die zur maßlosen Stumpfheit gesteigerte Langeweile wird von der Psychologie als "Interesselosigkeit" beziehungsweise "Antriebslosigkeit" verniedlicht. Beide gelten als typische Anzeichen für eine der häufigsten seelischen Störungen von Erste-Welt-Bewohnern überhaupt: die Depression.

Sie ist das Symptom einer Gesellschaft, die ihren Mitgliedern ein Übermaß an Autonomie, Leistung, Fortschritt abverlangt und ihnen gleichzeitig suggeriert, der Sinn des Lebens bestünde im Shoppen. Mit der Trägheit schrumpft das Bruttosozialprodukt. Was wächst, ist einzig der existenzielle Überdruss.

 
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