Handelsdefizit

Text:

Copyright Text: Cathrin Gilbert
Zeit Magazin

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Ein weiteres Problem ist defensives Entscheiden. 90 % der amerikanischen Ärzte verweigern sich "aktiven Entscheidungen". Sie reagieren anstatt zu agieren. Sie empfehlen den Patienten nicht das Beste, sondern das, was sie selbst vor Klagen schütze.

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Wir schauen etwas hundert Mal am Tag aufs Handy. Daraus entstehen Entscheidungen. Aber sie bedeuten nichts. Wir legen uns nicht mehr fest, sondern lassen uns festlegen. Wir reagieren auf Entscheidungsentwürfe, anstatt Eigeninitiative zu entwickeln. Die Folge ist Gleichgültigkeit.


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Wir  begeben uns freiwillig in die Abhängigkeit von Algorithmen. Wir alssen uns sogar die Entscheidung, in wen wir uns verlieben, von Computerprogrammen ausrechnen. Auch das ist ein Indiz von defensiver Entscheidungskultur. Oder für die Unlust ein Entscheidung zu treffen. (...) Wir lassen uns im Zuge der Digitalisierung mehr und mehr von außen steuern und entwicklen angesichts ungefilterter Meldungen im Internet überproportionale Ängste. Wir verlieren den Mut, den uns schon Immanuel Kant einforderte:"Sapere aude - Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen."


 
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