Die wichtigste Legitimation invasiver Eingriffe in das Körperbild lautet:

Text:

[...] Es geht nicht ums Schneiden, ums Saugen oder ums Spritzen – es geht um Heilung, Wohlbefinden und Gesundheit. Operateure werden zu Therapeuten, weil sie es den Mensch ermöglichen, über ihren Körper zu verfügen. Wie der eigene Körper aussieht, ist seit einigen Jahrzehnten nicht mehr naturgegeben, sondern liegt in der Hand des Subjekts;

 

Mit der Gestaltung und Formung des Körpers wird das Selbst modelliert und visualisiert. Der Maßstab dieser Selbsttechnologien ist also nicht unbedingt das arg strapazierte und viel zitierte Schönheitsideal. Natürlich wird überall normiert, kontrolliert und domestiziert – das, was hinter der reduzierten Scham steckt, ist weitaus komplexer als als das bloße Streben nach Perfektion.


Denn das, was sich in das körpereigene Selbst einschreibt, ist das Politische: Heilung, Wohlbefinden und Gesundheit sind feste Bestandteile neoliberaler Körperregime, denn sie garantieren ein marktkonformes Leben. Schönheit bzw. Sich-Schön-fühlen gründet auf einem gesunden, leistungsfähigen Körper, der produktiv und konsumtiv an Wohlstand und Wachstum partizipieren kann.

 

Damit entsprechen Fitness, Schlankheit, Jugendlichkeit und schöne Haut nicht einfach nur einem Schönheitsideal, sondern sind zugleich Ausdruck von Leistungsbereitschaft, Disziplin, Durchhaltevermögen und Gesundheit.

 

POP Magazin Frühling 2015
Seite 72
Copyright Text: Katja Sabisch

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