Selbstinszenierung durch Fotografie
[...] Im Betrachten wird in einem Prozess von Ähnlichkeit und Differenz der Moment der ersten subjektkonstitutiven (Die Ausprägung einer Persönlichkeit, mit all ihren Eigenschaften. ) Identifikation wieder aufgerufen. Das fotografische Bild funktioniert als Spiegel, durch den der Betrachter sich mit dem ihm Gezeigten identifizieren kann.
Insofern bietet das Bild zwei konträre Arten des lustbringenden Schauens:
Einerseits die aktive Skopophilie (=krankhafte Neugier, das voyeristische Schauen), das eine andere Person als ein erotisches oder auch beherrschbares Schauobjekt anvisiert und sein Begehren durch dieses ausschließliche Betrachten von etwas Schönem befriedigt. Dabei bleibt die eigene Identität klar getrennt und andersartig von dem, was gesehen wird.
Anderseits die narzisstischen Skopophilie, bei der der oder die Betrachtete zum perfekten Vorbild und damit Identifikationsobjekt erhoben wird, mit dem sich der Betrachter verbinden will. Diese fetischistische Faszination geht meist mit dem Wiedererkennen von Ähnlichkeit und der Übernahme moralischer Wertvorstellungen des fetischisierenden Objekts einher.
[...] Einerseits mag das Subjekt durch das Betrachten einer schönen Person auf dem Foto sein voyeristisches Begehren befriedigen können. Andererseits kann sich das Subjekt mit dieser identifizieren und das Bild somit als Spiegel nutzen, in dem sich ihm ein perfektes Ich zeigt.
Autorin & Copyright: Rebekka Balsam
Buch: Selbstinszenierung durch Fotografie.
Die Pose als Mittel der Selbstdarstellung am Beispiel von studiVZ.
All Images © Mick Morley